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2 Mit Fallen oder Rattengift kann man die Maus nicht fangen. Sie ist, was diesen Punkte betrifft, noch nie ins Garn gegeangen. |
3 Das ganze Jahr macht diese Maus den Menschen keine Plage. Doch plötzlich aus dem Loch heraus kriecht sie an Weihnachtstagen. |
4 Zum Beispiel war vom Festgebäck, das Oma gut verborgen, mit einmal war das Beste weg am ersten Weihnachtsmorgen. |
5 Da sagte jeder rundheraus: Ich hab es nicht genommen! Es war bestimmt die Weihnachtsmaus, die über Nacht gekommen. |
6 Ein anderes mal verschwand sogar das Marzipan von Sascha, was seltsam und erstaunlich, denn niemand fand es mehr nicht. |
7 Der Michel rief es rundheraus: Ich hab es nicht genommen! Es war bestimmt die Weihnachtsmaus, die über Nacht gekommen. |
8 Ein drittes Mal verschwand vom Baum, an dem die Kugeln hingen, ein Weihnachtsmann aus Eierschaum nebst anderen leck´ren Dingen. |
9 Die Sari sagte rundheraus: Ich
hab sie nicht genommen!
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus, die über Nacht gekommen! |
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Nur Oma sprach kein Klagewort. Sie sagte
unumwunden:
"Sind erst die Süßigkeiten fort, ist auch die Maus verschwunden!"
Und wirklich wahr: Die Maus blieb weg, sobald
der Baum geleert war, sobald das letzte Festgebäck gegessen und verzehrt
war.
13 Sagt jemand nun, bei ihm zu Haus |
14 Doch sag ich nichts, was
jemand kränkt! |
![]() Markt
und Straßen stehn verlassen, still erleuchtet jedes Haus, An den Fenstern haben Frauen
buntes Spielzeug fromm geschmückt, Und ich wand´re aus den
Mauern bis ins freie Feld hinaus, Sterne hoch die Kreise schlingen,
aus der Weltall Einsamkeit, |
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Die
Weihnachtsmausgeschichte
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Mein Sohn Michael war im September ein Jahr alt geworden,
und die wunderbare Weihnachtszeit, Höhepunkt einer jeden Familie im Jahr,
war im vollen Gange .
Gemeinsam in vier Generationen lebten wir damals glücklich in unserem Haus in
Wundersleben.
Die Urgroßmutter Helene, die Großeltern Waldemar und Hilde, wir Eltern und unsere
Kinder Anja und Michael.
Anheimelnd ging es zu.
Vorbereitungen, wie Kuchen backen und dergleichen mehr, waren abgeschlossen!
Die Geschenke waren alle schon verpackt und die Freude auf den Heiligen Abend
war groß.
Nun hat unser altes Haus viele Vorteile, wie etwa - genug Platz für alle, Ecken
und Nischen, sich zu verstecken,
Raum für gemeinsame Abende und auch genug Platz für dieses oder jenes Haustier.
Andererseits bietet es aber nicht immer genug Schutz gegen ungebetene Gäste,
wie zum Beispiel die gemeine Hausmaus,
und solch ein Ereignis sorgt besonders bei den Frauen im Haus für allgemeine
Hektik, was letztlich die ganze Familie ansteckt.
Es ist aus mit der Ruhe!
Die Mausefalle wurde wieder einmal nicht ordentlich eingeordnet und ist nicht
auffindbar wie üblich in solchen Situationen.
Unsere Hauskatzen sind es nicht gewohnt, auf Mäusejagd zu gehen, weil sie Kost
frei Haus gewohnt sind,
und unser Dackel liegt auch lieber faul in seinem Korb und grübelt über dies
und jenes nach.
Der Essenplan für das Weihnachtsfest war fertig, der
Tannenbaum stand geschmückt im Wohnzimmer und der Karpfen,
wie immer Delikatesse bei den Fischessern der Familie, wurde wieder in dem gewohnten
Gericht " Karpfen blau " serviert .
" Erst geht es in die Kirche ! " fordert die Frau. Und wir legen unsere Mäntel
an, denn es ist entgegen allen Regel in Wundersleben
Weiße Weihnacht.
Der Frost klirrt, einigermaßen ertragbar, in alle Ritzen und besonders in der
Kirche wird es schon kalt um einen herum.
Wie üblich schimpft der Pastor von der Kanzel herunter, daß wieder die Kirchensteuer
nicht von allen rechtzeitig gezahlt wurde,
einige sogar die Frechheit besäßen, einfach aus der Kirche auszutreten!
Dann kommt doch das "Vater Unser" ; und wieder einmal gehen wir gesegnet nach
Hause ! Dann Tschüs bis zum nächsten Jahr.
Ob der Pfarrer noch einmal den Ablauf eines Gottesdienstes einhalten wird? Vor
allem zum Fest des Friedens.
Zu Hause angekommen geht es zur Sache. Vor allem die Kinder können kaum noch
die Bescherung erwarten.
Aber jetzt fangen auch die Großen an, unruhig zu werden.
Die Bescherung gelingt wie immer, der Karpfen ist gegessen, die Geschenke werden
ausprobiert.
Unsere Tochter Anja probiert gerade ihre neuen Skier aus.
Erst einmal im Trockenen unter dem Tannenbaum.
Michael hat einen Werzeugset, bestehend aus Hammer, Säge, Wasserwaage und Zange
im Spielzeugformat erhalten.
Da weit und breit kein Stück Holz zu sägen ist, sägt er schnell zum Leidwesen
seiner Mutter das Sesselbein an, später auch noch die Holzlehne.
Die Aufregung ist nach wie vor groß im Haus.
So langsam greift aber die Weihnachtsstimmung, und das Fernsehprogramm spielt
typische Weihnachtslieder :
- Oh
Tannenbaum. oh Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter ... ! -
" Eigentlich sollten die Kinder schon im Bett liegen
", sagt die Großmutter .
Der Großvater gibt aber noch ein wenig Zeit drauf.
Ich stehe in der Küche und helfe meiner Frau beim Abwasch.
So eine Familie hat stets und immer Abwasch! Ich hasse diese Arbeit regelrecht.
Als gestandener Mann von immerhin 25 Jahren greife ich schon einmal zu, nicht
nur beim Abwasch in der Küche.
Plötzlich huscht ein grauer Schatten unter mir daher und verschwindet hinter
dem Küchenschrank.
Ich springe vor Schreck hoch wie ein junges Fohlen.
" Eine Maus ! " kreischt meine Frau , und sie steht schon auf der Küchenbank.
" Eine Maus ! " schreit die Großmutter und ist in irgend einer Nische im Haus
verschwunden.
Der Großvater grinst, und wie üblich geht die Suche nach der Mausefalle los.
Es herrscht allgemeines Chaos im Haus.
Dicht bei mir halten sich die Kinder auf und schauen interessiert meinem Handeln
zu.
" Wo wird das Mäuschen denn hin sein ? " denke ich laut, und dabei schiebe ich
den Küchenschrank etwas zur Seite.
Ich traue meinen Augen nicht! In halber Höhe zwischen Schrank und Küchenwand
sitzt eine halbwüchsige Maus
und schaut mich ganz erschreckt mit kleinen, leuchtenden Augen an.
" Ein Mäuschen ! " rufe ich...
" Ein Mäuschen ! " plappert Anja nach ; Michael lallt seine Babysprache und
freut sich des Lebens.
" Schnell ! " sage ich zu Michael, " hol dem Papa mal deinen kleinen Hammer
aus deinem neuen Werkzeugset."
Behend flitzt er los, und es dauert keine Minute , daß er mir sein Hämmerchen
gibt .
" Jetzt spielt der Papa mal Indianer !" erkläre ich den
Kindern.
Mit Glück werfe ich Michaels Hämmerchen Richtung Maus und schon liegt diese,
zum großen Interesse der Kinder,
auf alle Fälle zur Freude der Mama und der Oma, in den letzten Atemzügen.
Mit etwas Ekel fasse ich die Maus am Schwanz und gehe in Richtung Katze. Diese
ist endlich aus ihrem tiefen Schlaf aufgewacht,
und mit einem großen Satz, die Maus im Maul, verschwindet sie auf dem Hof, um
den unerwarteten Weihnachtsbraten zu genießen.
Michael, bei dem es noch ein wenig mit der Sprache
hapert, demonstriert aber allen Familienmitgliedern durch Gesten,
wie der Papa die Maus gefangen hat.
Symbolisch geht er mit einer gedachten Maus zwischen Daumen und Zeigefinger
umher und freut sich
über das lustige Spiel der letzten halben Stunde.
" Die Maus ist tot, die Maus ist tot ..." singt
Anja fröhlich ihr selbst gedichtetes Weihnachtslied.
"Nun wird es aber doch Zeit zum Schlafengehen," mahnt
die Großmutter .
Die Ruhe kehrt endlich ein im Haus.
Die Kinder träumen schon vom Mäuschen, als sich meine
Frau in die Arme ihres Helden begibt.
Ich fühle mich wie Unkas der letzte große Mohikaner.
Es hat sich viel verändert bei uns :
Anja hat inzwischen eine eigene Familie mit drei gesunden Kindern, Michael ist
noch dabei die Frau des Lebens zu finden.
1976 wurde unser Sohn Sascha geboren, der inzwischen auch schon erwachsen ist
und zusammen mit seiner Sari glücklich ist.
Uroma Helene, Oma Hildegard und Opa Waldemar leben schon nicht mehr!
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Die Geschichte vom Weihnachtsfest
1973
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