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Thesie, der Familienhund
( Zufällige Übereinstimmungen mit dem wahren Leben wären rein zufällig!) Seit wir auf unserem Bauernhof wohnen, haben nicht
nur wir viel mehr Platz, als in unserer Neubauwohnung am Roten Berg in
Erfurt. Auch dieses oder jenes Haustier findet seine Unterkunft und fühlt
sich mit uns wohl. " Stell dir mal vor! " berichtet meine Frau:
" Dieser kleine Hund sollte heute ertränkt werden. Ich könnte
den Nachbar ... " |
Wir wissen nur, daß es gewiß kein Windhund wird,
und dieses Wissen genügt uns.
Das Hündchen, einem Knäul von Haaren ähnelt, das mehr kullerte
als läuft, hält sich besonders gern in meinem Arbeitszimmer auf. Wenn
ich am PC sitze, sitzt es neben mir und schaut mich an, lauscht meinem Tippen
und gibt durch leichtes Knurren bekannt, wenn ich zu lange nicht nach ihm geschaut
habe. Er bellt mich sogar frech an, daß ich erschrecken muß!
Thesie trägt eine Hundemarke, wie sich das für einen Hund gehört.
Die Leine, die man kaufte, würde sich besser für einen Elefanten eignen.
Mein Martin führt ihn damit herum und versucht ihm Kunststücke beizubringen.
Thesie möchte aber lieber bei mir im Arbeitszimmer sitzen. Martin versucht
ihn mit Süßigkeiten zu locken. Es bleibt dabei:
Thesie sitzt neben mir und schaut mir zu.
Meine Frau mag das nicht!
" Er soll gefälligst mit den Kindern auf dem Hof
spielen," ist ihr täglicher Spruch.
" Dem fällt auch noch ein sein Pfützchen im Haus zu machen !
"
Kaum gesagt ... Da ist es schon. Trotz meiner Achtsamkeit.
Vielleicht habe ich sein warnendes Bellen überhört, nicht rechtzeitig
zu ihm geschaut.
Es ist kaum zu sehen, winzig lächerlich, nicht der Rede wert. Ich hole
schnell den Hader und will Thesie´s Ehre retten, aber ich habe nicht mit
dem wachsamen Augen meiner Frau gerechnet. Nun muß Thesie endlich erzogen
werden. Sie faßt das Knäuel, das als Hund nur dann zu erkennen ist,
wenn es läuft. Das Knäuel wird hochgehoben, und nun wird Thesie immer
wieder in das lächerliche Pfützchen getunkt, mit der Nase, die im
Sitzen schwer auszumachen ist. Thesie soll das merken!
Am meisten schämt sich wohl das Pfützchen selbst.
Es soll vorkommen, daß Kinder, die über dieses
Alter längst hinaus sind, auch noch mal zu abgelegten Gewohnheiten zurückkehren.
Selbst Erwachsene habe ich zum Kirmesfest erlebt, als der Frühschoppen
allzu schön war und die Toilette gerade besetzt.
Eben in diesem Augenblick, in dem ich solche Überlegungen
anstelle, geschieht es schon.
Besonders weil mir Martins Mutter erst ausdrücklich versicherte, daß
er sauber sei.
Seine Großmutter trifft nun Anstalten, Martin genauso zu behandeln, wie
Thesie.
Nicht auszudenken!
Aber ich traue es ihr in ihrer Aufgeregtheit schon zu.
Gott sei Dank bleibt es aber nur bei Worten, und sie wendet sich wieder dem
Hündchen zu.
Mit doppelten Eifer spricht sie auf das Hündchen ein. Aber jetzt gilt alles,
was sie sagt, eigentlich Martin.
Inzwischen habe ich die Pfützchen von Martin und dem
Hündchen entfernt.
Thesie schnuppert vorher neugierig an den Pfützchen, immerhin hat er das
Urheberrecht auf seiner Seite.
Die Großmutter bemüht sich weiter, Martin zu erziehen,
obwohl eigentlich das Erziehungsrecht eindeutig bei seiner Mutter liegt.
Dabei muß der Hund als besonders schlechtes Beispiel herhalten. Der arme
Hund!
" Das solltest du dir merken...! "
" Das gehört sich aber nicht--- ! "
"Und daß du dir das ja merkst ....! "Thesie schweigt dazu, sitzt
neben mir und schaut mir zu.
Wir haben uns schon lange wieder in unsere Welt zurück gezogen! Stille
Dulder.
Nur ab und zu sehe ich seine schwarzen Augen aus der Wolle leuchten.
" Und daß du dir das ja merkst! " belehrt
die Großmutter noch einmal.
Ich denke, es wäre besser, der Hund vergäße es. Das Pfützchen
war wirklich nicht der Rede wert.
" Wirst du dir das merken?" und noch einmal!
Der Hund sagt nichts dazu und sieht dem Cursor auf dem PC zu, wie er lustig
herum hüpft.
Das ist es aber gerade: Wenn er wenigstens nicken würde. Nichts von alledem.
Am Nachmittag gehen wir spazieren. Nun darf Thesie, was er
auch gut ausnützt.
Er beschnuppert die Erde, die Häuserecken, die Rinnsteine und Bäume,
das unsichtbare Näschen immer auf dem Boden...;
er kann gar nicht anders, er ist schließlich ein Hund.
Martin dagegen blickt, als sei nichts geschehen, auf zum
blauen Himmel und beobachtet die herum fliegenden Vögel.
Wie sollte es anders sein.
Er ist schließlich kein Hund. Am aller wenigstens unser Hund.
© by Jacques Lupus