Der Tod gehört zum Leben
© Jacques Lupus
Der 19. Mai näherte sich und Edgar rutschte immer unruhiger auf seinem
Sessel herum. Wie lange war es her, dass er Katrin kennen gelernt hatte. Katrin
war seine Jugendliebe,
mit der er viele male zum Tanz war, mit dem Motorrad im schönen Thüringen
herum fuhr. Noch heute könnte er sich an die Stellen im Thüringer
Wald erinnern, wo sie Rast gemacht hatten,
und beide ihrer Lust nachgegangen waren. Das alle war nun schon über dreiunddreißig
Jahre her. Nein, den 19.Mai konnte und wollte Edgar nicht vergessen. Es war
ein zu wichtiger Tag für ihn.
In den sechziger Jahren hatten sich Katrin und Edgar kennen gelernt. Wie schön
war die gemeinsame Zeit. Wie viel Leidenschaft, Zärtlichkeit und Liebe
hatte Edgar an Katrins Seite erfahren dürfen. Grenzenloses Leid musste
er aber erleben, als seine Liebste in seinen Armen nach einem Motorradunfall
starb. Die Zeit vergeht schnell und ganze dreiunddreißig Jahre waren seitdem
verstrichen.
Wenn Edgar Dinge vergessen wollte, ging er am liebsten tanzen. Die Sounds der
Sechziger halfen ihm dabei.
Da waren die Hits der Gruppen -The Who-, der -Beatles- oder der -Rolling Stones-,
deren Songtitel Edgar noch heute auswendig wusste.
Und heute war der 19. Mai.
Aus den Lautsprechern Edgars Lieblingsband dröhnte Musik, zu der er mit
geschlossenen Augen tanzte. Als er sie öffnete, stellte Edgar fest, dass
eine Frau mit totenkopfartigen Aussehen den Platz
seiner blonden Tanzpartnerin eingenommen hatte. Da es bei dem Geräuschpegel
unmöglich war, eine Unterhaltung zu führen, erwiderte Edgar lediglich
ein freundliches Lächeln,
das schon geschönt und debil wirkte. Die feinen Härchen in Edgars
Nacken richteten sich wie bei einer Katze auf, die Unheimliches wahrgenommen
hatte, und kitzelten Edgar,
als würden hauchzarte Spinnenbeinchen über seine Haut huschen.
Die Frau kam Edgar seltsam vertraut vor. In seinem Bauch wuchs ein flaues Gefühl,
breitete sich schnell aus und kroch durch seinen Körper wie ein kalter
Schauer.
Ähnlich eines Wurm, der sich Raum schafft und dabei nagt und frisst, glitt
ein unangenehmes Kribbeln durch Edgars Bauch und ließ Übelkeit aufkommen.
Keiner der Freunde von Edgar machte Anstalten sich zwischen das Tanzpaar zu
drängen oder sie zu trennen. Als hätte der Teufel eine unsichtbare
Mauer um beide gezogen.
Das war Edgar in seinem Leben noch nie passiert. Nach einiger Zeit legte die
unbekannte Frau ihre Hand auf Edgars Schulter und bedeutete ihm mit einer Geste,
ihr zu folgen.
Ein gewaltiger Adrenalinschub durchfuhr Edgar. Sein Unterbewusstsein reagierte
auf etwas Mysteriöses, etwas Fremdartiges, das ihn einerseits in Angst
und Schrecken versetzte,
aber sonderbarerweise ohne Wenn und Aber anzog.
Edgar folgte der Unbekannten nach draußen.
"Du erinnerst dich nicht, nicht wahr Edgar?" Die Unbekannte sprach
mit Edgar, als wäre sie eine alte Bekannte, eine Freundin aus früheren
Jahren. Edgar schüttelte den Kopf und lächelte debil.
Wie ein Dejavue kam ihm die Begegnung mit der unbekannten Frau vor.
Es klingt sicher verrückt, aber trotz der unauffälligen schwarzen
Kleidung sah die Frau irgendwie nicht wie ein Mensch aus. Ihr Schädel wirkte,
als hätte jemand helles Wachs darüber gegossen.
Edgar konnte feine Äderchen unter der hellen Haut erkennen und die bläulichen,
zarten Linien ließen ihr Gesicht wie heller Stein erscheinen. Ohne darüber
nachzudenken, hob Edgar die Hand
und berührte ihre Lippen. Er ahnte schon, wie sie sich anfühlen würden:
Kalt und leblos!
Für einige Sekunden hatte Edgar das Empfinden, als berühre er frisch
gefallenen Schnee. Edgar erschrak bis in die Tiefen seines Körpers und
wich zurück.
"Ich will, dass du mich begleitest", forderte die Unbekannte. "Es
ist nicht weit und ich möchte dir etwas zeigen."
Vor dem Eingang des Tanzsaales waren Musikfetzen und Lärm zu hören.
Edgar überlegte, ob er nicht lieber zurückgehen sollte. Unter seinen
Freunden war er sicher. Und doch zögerte er.
Wie durch eine unsichtbare Kraft erlag er einem Bann und folgte der Unbekannten
wie im Trauma.
"Es ist zu deinem Nutzen", unterbrach ihre Stimme Edgars Gedanken.
Die Unbekannte wandte sich zum Gehen.
Edgar sträubte sich, wollte gar nicht mitgehen, aber er verdrängte
jede Vernunft und hörte stattdessen auf eine Intuition, die ihm einflüsterte,
ihr zu folgen. Schon nach wenigen Schritten bereute Edgar
seine Entscheidung, denn endlich fiel ihm auf, dass die Unbekannte Edgar bei
seinem Namen nannte. Doch niemals hatte er ihr zuvor seinen Namen gesagt.
Schweigend gingen sie die hell erleuchtete Dorfstraße hinunter, bogen
in eine dunklere Seitengasse ein und kamen schließlich zu einem hässlichen
schon verfallenem Haus.
Vor dem Haus stand eine Bank aus alten Zeiten, die Edgar noch aus seinen Jugendzeiten
mit Katrin kannte.
Die Unbekannte ließ sich auf der Bank nieder, klopfte neben sich und forderte
Edgar auf, sich zu setzten. Schweigend hockten beide da. Es war finster und
kein Mensch war zu sehen.
Das Licht der verdreckten Straßenlaterne flackerte, bis es endgültig
erstarb.
"Weißt du noch, damals?", fragte die Unbekannte Edgar und schaute
ihn aus bleichen, nicht vorhandenen Augen an. "Damals? Im Mai vor dreiunddreißig
Jahren. Du warst siebenundzwanzig Jahre alt.
Da sind wir uns zum letzten Mal begegnet."
Edgar Zähne schlugen aufeinander und sein Körper bebte vor Grauen.
"Erkennst du mich nicht?" fragte die Unbekannte erneut.
Edgars Herz hämmerte gegen sein Brustbein wie ein Presslufthammer gegen
eine Betonplatte. Edgar sah seine Faust wie die eines Scheintoten gegen einen
fest verschraubten Sargdeckel hämmern.
"Fang mich!", rief sie, und es ging Edgar schmerzhaft durch Mark und
Bein! Ihre Stimme hörte sich hoch und mädchenhaft an. Genau wie Katrins
Stimme.
So täuschend echt, dass Edgar unwillkürlich herumfuhr und nach ihr
suchte. "Nein, das kann nicht wahr sein", stammelte Edgar. "Das
ist nicht möglich!"
"Fang mich!" rief die Stimme erneut.
"Hör auf damit!" schrie Edgar verzweifelt. Er hielt sich die
Ohren zu.
Plötzlich entblößte die Unbekannte ihren Hals und zeigte Edgar,
was sie unter dem schwarzen Mantel um den Hals trug. Edgar erkannte ein schwarzes
Samtband mit einem silbernen Anhänger.
Es war eine silberne Sichel. Die Erinnerung brach über Edgar herein wie
eine Schneesturm, und die Last des Eises drohte ihn zu erdrücken.
"Fang mich doch endlich!", lachte die Unbekannte mit Katrins Stimme
ohne Sinne. "Fang mich!" Dann flitzte sie in Richtung Straße
und Edgar hinterher.
Die Füße in den Leinenschuhen sausten über das Pflaster, ein
Papierschnippel wurde aufgewirbelt, und die Unbekannte lief mitten durch den
Laternenpfahl, dessen Licht gerade erloschen war.
Ein Hindernis, massiv und unüberwindbar.
Edgar stoppte noch mitten im Lauf. Es riss ihn von den Beinen, und plötzlich
blickte Edgar in den weiten, klaren Himmel. Winzige goldene Sterne schwirrten
durch die Luft.
Er begriff, dass Katrin nicht mehr rannte. Sie stand neben ihn und hatte die
kleine silberne Sichel in ihrer linken Hand.
"Stimmt genau", dachte sich Edgar. "Katrin war ja Linkshänderin."
Edgar lag auf der Straße, direkt vor einem silbergrauen Skoda Octavia
mit einer schwarz gepunkteten Zierleiste, dessen linkes Vorderrad auf Edgars
Unterleib stand.
Es sah aus, als wäre der PKW und Edgars Körper ein neu geschaffenes
göttliches Wesen. Unter seinem Rücken war es warm und feucht.
Eine rote Flüssigkeit übergoss die Strasse. Edgar schloss die Augen
und träumte seinen schönsten Traum, den er je geträumt hatte.
"Edgar!", rief Katrins Stimme immer wieder. "Edgar ..."
Edgar wusste nicht, wo sie plötzlich herkam, aber plötzlich beugte
sich eine unbekannte Frau mit schwarzgrauem Mantel über Edgar.
"Das wird schon", wisperte Katrins Stimme. "Das wird schon, mein
Liebster."
Edgar konnte seinen Kopf nicht wenden, aber er erkannte einen metallenen Gegenstand
in ihrer Hand. Es war eine winzige silberne Sichel, die mitten durch seinen
Körpermitte fuhr.
Und dann war es still. So still.
Erschöpft schloss er die Augen. Edgar spürte weder Schmerz noch Angst.
Nur Leere. Langsam entfernte er sich und stieg hinauf in den göttlichen
Himmel.
Bald konnte er erkennen, dass sich an der Unfallstelle Menschen versammelten.
Es zuckte ein Blaulicht und das Heulen der Sirenen eines Krankenwagens war hörbar.
Edgar kümmerte das alles nicht. Er glitt weiter fort. Das Bild unter ihm
wurde rasch kleiner und bald umfing ihn ein azurblauer Himmel.
Hinten am Ende des Tunnels, durch den Edgar flog, glomm ein winziges, goldenes
Pünktchen. Der Funke veränderte sich, schien größer zu
werden.
War Edgar gestorben? Wo blieb Katrin?
Erst langsam, dann immer schneller, durchquerte Edgar den Tunnel und blitzschnell
befand sich Edgar an der Unstrut, einem Fluss in Thüringen. Das gegenüberliegende
Ufer lag im Dunst.
Edgar konnte schemenhafte Gestalten erkennen, und eine von ihnen sah aus wie
Katrin.
Ehe er sie rufen konnte, stand die unbekannte Frau wieder an seiner Seite.
Sie hatte ihre Kopfbedeckung abgesetzt, und Edgar erkannte, dass sie keine Haare
hatte, und einen rauchfarbenen schwarzen Mantel umgehängt hatte.
Um ihren Hals hing ein schwarzes Samtband mit einer kleinen Silbersichel.
"Bin ich tot?", fragte Edgar die Unbekannte zaghaft.
Sie schüttelte den Kopf: "Nein, du musst wieder zurück."
"Warum?" fragte Edgar erstaunt.
"Eben darum!" antwortete sie ihm.
Die Frau deutete auf Edgars Leib, und ihm wurde eine erstaunliche Tatsache bewusst.
Eine Art Schnur quoll aus seiner Bauchmitte. Sie erinnerte ihn an eine Nabelschnur.
Sie war silbern und unglaublich lang. So lang, dass Edgar kein Ende sehen konnte.
Sie fühlte sich an wie ein Teil seines Körpers und war auf eigenartige
Weise elastisch.
"Was ist das?" fragte er, und vorsichtig zupfte Edgar daran.
"Das ist eine Verbindung zum irdischen Leben, zu deinem Körper. Solange
sie nicht zerstört ist, wirst du nicht sterben. Es bleibt, wie ich sagte;
du gehst noch einmal zurück.
Auf Wiedersehen!
Wir sehen uns später.", lachte die Unbekannte schallend. "Wir
werden uns auf jeden Fall wieder sehen, Edgar! Denn du bist nun einer von uns."
Es gab einen Ruck und ein Ziehen, als sich die silberne Schnur am anderen Ende
rasend schnell einrollte und Edgar mit sich riss.
Das Nächste woran sich Edgar erinnern konnte, war ein fremdes Zimmer, in
dem er erwachte. Da standen Apparate, ein weißes Bett - und Edgar lag
darin.
Jede Winkel seines Körpers tat ihm weh.
Alle kamen Edgar besuchen. Marion, Edgars Frau, kämpfte mit den Tränen
und hielt seine Hand.
Der Pfarrer des Krankenhauses kam an Edgars Bett und sprach mit ihm. Ein kahlköpfiger
Pfleger kontrollierte das EKG, nickte zufrieden und ging in Richtung Tür.
Dort drehte er sich noch einmal zu Edgar um: "Auf Wiedersehen, Edgar!"
Die Liebe zu Katrin ist schon drei Jahrzehnte her, doch eines wurde Edgar jetzt
schlagartig bewusst:
Der Pfleger hatte ausgesehen, wie der Bruder der Unbekannten, die neben ihm
auf der Bank gesessen hatte.
"Du erinnerst dich also", fragte eine Stimme, die der Katrins sehr
ähnlich klang. Edgar erschrak erneut. Seine Knochen fühlten sich an,
als wären sie aus purem Eis.
"Wer bist du?" Edgar brachte nur ein Flüstern heraus.
"Ich bin der Tod." Antwortete die Stimme, die der Katrins sehr ähnlich
klang.
"Der Tod?" Edgar schüttelte den Kopf und lachte laut. Erst unsicher,
dann hysterisch.
"Nicht der Tod. Nein, ein Tod!" antwortete die Stimme.
"Ich weiß nicht, was das soll", presste Edgar hervor. "Auf
jeden Fall finde ich es nicht witzig."
"Ich dachte mir, dass du so was in der Art sagen würdest.
Das habe ich damals auch getan, als der Tod zum ersten Mal zu mir kam, um mich
in seine Obhut zu nehmen", erwiderte die Unbekannte und ein winziges melancholisches
Lächeln verzog
für einen Augenblick ihre Lippen. "Und nun will ich dir etwas demonstrieren,
wozu du in Zukunft in der Lage sein wirst!"
Edgar seufzte, warf einen Blick auf seine Uhr und blickte auf einen Plattenbau,
den man sehen konnte, wenn man aus dem Fenster des Krankenzimmers sah, und dachte
bei sich:
"In etwa zehn Minuten wird sich im achten Stock das zweite Fenster von
links öffnen. Eine junge Frau wird auf das Fensterbrett steigen und sich
in die Tiefe springen."
Die Zeit verstrich langsam, und sie schien im endlosen Universum stehen zu bleiben.
"Vier
drei
zwei
eins
", zählte Edgar.
Im gleichen Augenblick öffnete sich das bewusste Fenster. Edgar konnte
deutlich die Umrisse einer jungen Frau erkennen.
Sie kletterte auf das Fensterbrett und sprang ohne zu zögern in die Tiefe.
Niemand hörte, ob sie schrie oder welches Geräusch es machte, als
ihr Körper auf dem Asphalt direkt
vor einem erleuchteten Fenster aufschlug. Sie lag im Rampenlicht, als würde
sie von einem Strahler angeleuchtet. Edgar konnte nichts hören, aber viele
Menschen eilten herbei
und jammerten aus Leibeskräften.
Als das Jammern der schaulustigen Menschenmenge endlich aufhörte, erfüllten
eigenartige Töne die Nacht. Edgar lauschte.
Es dauerte etliche Sekunden, bis er begriff, dass es der Atem der jungen Frau
war. Sanft und ruhig wie der Atem einer Schlafenden.
Die unbekannte Frau erschien wieder auf der Bildfläche. Die junge Frau
folgte ihr wie eine Schlafwandlerin. Die Unbekannte zog das schwarze Samtband
über ihren Kopf
und stellte sich neben die junge Frau. Sie war so jung, fast noch ein Kind,
und ihr Körper sah aus, als läge eine verrenkte Puppe auf der Strasse.
Ihre dunklen Augen leuchteten.
Aus den Augenwinkeln liefen dunkelrote Tränen. Das Gesicht war von einem
Netz feiner Risse durchzogen, ihr Schädel zerbrochen wie die Schale einer
geknackten Walnuss.
Behutsam streichelte die Unbekannte über ihr schwarzes Haar. "Das
wird schon wieder", murmelte sie. "Das wird schon, mein Mädchen."
Sie schloss die Lider und im nächsten Augenblick konnte Edgar sie sehen.
Die Silberschnur! Wie silbriger Dunst entsprang sie ihrer Körpermitte und
stieg hoch und höher.
Mit einem einzigen Schnitt der silbernen Sichel durchtrennte die Unbekannte
das Band. Das Mädchen hörte auf zu röcheln, zu wimmern, und ihr
junges Leben flog in Form eines Engels gen Himmel.
Langsam richtete sich die Unbekannte auf und legte sich das Samtband wieder
um. "Ich bin eine Schnitterin", raunte sie. "Und ihr alle seid
meine Ernte, die ich einbringe."
Es gibt nicht nur einen Tod in tausend Gestalten, sondern alle Menschen sind
dazu ausersehen, eines Tages dem Tod zu begegnen.
Alle sind schon einmal einem Schnitter begegnet, waren dem Tode näher als
dem Leben und wurden aus dem Schattenreich zurückgesandt.
Wie Edgar, an jenem 19. Mai, als Katrin rief: "Fang mich!"
Der Tod wird Edgar so lange begleiten, bis dieser die Silberschnur durchtrennt.
Die Zeit wird auch für Edgar dann keine Bedeutung mehr haben.
Bis dahin schaut Edgar zu und schaut zu, wie Seelen von ihren Leibern getrennt
werden. Der Tod macht keine Unterschiede, behandelt alle gleich: alte, junge,
gute und böse. Arme. Reiche.
Menschen, die ihm fremd sind und solche, die er kenne. Edgar kämpfte um
sein Leben.
Es gibt Menschen, die liegen in einem Zimmer in der Krebsklinik. Die Krankheit
hat sie schrumpfen lassen und sie sehen winzig aus in dem großen, weiten
Universum.
Er weiß, dass sie sich schon halb in diesem angenehmen Dämmerzustand
befindet, der einem sanften Sterben vorausgeht. Sie heben noch einmal die Lider.
Ein qualvolles Lächeln huscht über die ausgezehrten Gesichtszüge.
Zögernd wenden sie den Blick ab und schauen in die Ecke, in der der Tod
steht.
Edgar kennt es, wie er hinter einen tritt. Er kann die Silberschnur sehen, die
sich aus dem Leib der Sterbenden windet.
Noch ehe ihm die Tränen kommen, spürt er, dass der Tod seine silberne
Sichel in die Hand nimmt. Zum x-ten Mal. Es ist wie ein Stromschlag, denn nun
wird klar, dass es für immer ist.
Die Einen gehen den Weg etwas früher,
die anderen etwas später,
aber diese Stufe des Lebens werden wir alle betreten.